Istanbul Tagesausflug: Fahrt zur Prinzeninsel

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Manchmal ist es mir unerklärlich, warum ein bestimmter Moment am meisten in der Erinnerung bleibt. Bei meinem Ausflug auf die Prinzeninseln vor Istanbul gilt meine Haupterinnerung der Fährfahrt zurück in die Stadt: Ich sehe mich auf der Fähre auf einer Bank sitzen. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und der Fahrtwind bringt angenehme Frische an diesem hitzigen Tag. Mein Blick fällt links auf die Prinzeninseln, die sich nach und nach entfernen, und rechts auf die Weite des Meeres, das ich so liebe. Die Füße, die unartigerweise nackig sind, denn Schuhe und Strümpfe habe ich ausgezogen, strecke ich Richtung Wasser und entspanne. Immer wieder fallen mir die Augen zu und ich nicke für Sekunden ein. Das passiert übrigens nicht nur mir. Blicke ich mich um, macht sich auch unter den Mitreisenden große Nachmittagsmüdigkeit breit. Kein Wunder es ist früher Abend – etwa fünf Uhr – und für die meisten Fahrgäste geht ein sonniger Tagesausflug zu Ende. Ob sich dieses Tagesziel im Rahmen einer Istanbulreise lohnt, das verrate ich dir jetzt.

Auf zur Inselauszeit

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Insgesamt gibt es neun Prinzeninseln, die im Marmarameer Istanbul vorgelagert sind. Die Inselgruppe ist etwa 20 Kilometer vom Bosporus entfernt. Ich entscheide mich für den Besuch der größten Prinzeninsel, der Büyükada. Diese wird vom Fähranleger Kabatas mit der städtischen Fähre angefahren. Ich nehme die Fähre um halb elf am Morgen. Früher komme ich – ob der einstündigen Zeitverschiebung im Vergleich zu Deutschland – leider nicht in die Gänge.

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Obwohl es ein Mittwoch außerhalb von Feiertagen und Ferien ist, bin ich nicht die Einzige, die auf diese Ausflugsidee kommt. Die Fähre ist gut voll. Leider hat das Boarding bis zu meiner Ankunft auch schon begonnen, so dass ich mit Müh und Not noch einen Platz ganz oben auf dem Freideck ergattere. Hier genieße ich die Fährfahrt, die durch insgesamt vier Stopps bis zur letzten angefahrenen Prinzeninsel, der Büyükada, immer wieder unterbrochen wird. Dabei dauert die längste Fahrtstrecke ohne Unterbrechung etwa 30 Minuten. Insgesamt dauert die Fährfahrt etwa eineinhalb Stunden.

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Neben der Landschaft sind die Möwen ein Highlight bei der Fährfahrt. Sie werden von Touristen angelockt und mit Simits (Sesamkringel) gefüttert. Aber Achtung: Wenn du Tropfen an einem wolkenlosen Tag abbekommst, dann hat es eine Möwe zu gut mit dir gemeint …

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Tipp: Versuche auf der Hinfahrt einen Platz auf der rechten Seite der Fähre zu bekommen. So siehst du beim Ausfahren aus Istanbul das Viertel Sultanahmet und wie es am Horizont mit seinen Moscheen, dem Palast und der Hagia Sophia nach und nach verschwindet. Und du siehst als erstes die Prinzeninseln, die sich irgendwann auf der rechten Seite der Fähre ins Blickfeld schieben. Für die Rückfahrt brauchst du dann einen Platz auf der linken Seite …

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Vor allem beim Stopp in Heybeliada bin ich traurig nicht aussteigen zu können, da sie mit ihren Stränden (Achtung von der Fähre aus habe ich hier viele Quallen gesehen) und dem klaren Wasser sowie den grünen Wäldern sehr schön sein soll. Doch um mich davon selbst zu überzeugen, bin ich leider zu spät dran. Solltest du eine sehr frühe Fähre wählen, und nicht wie ich die Zeit mit Schlafen und beim Frühstück vertrödeln, dann kannst du bei deinem Tagesausflug auch zwei Prinzeninseln schaffen.

Warum eigentlich Prinzeninseln?

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Du fragst dich mittlerweile, warum hier immer von Prinzeninseln die Rede ist? Das ist ganz einfach. Die Prinzeninseln haben ihren Namensursprung in der Herrschergeschichte der Sultane. Wurden zu Beginn der Geschichte noch männliche Kinder umgebracht, um Thronstreitigkeiten zu vermeiden, entschied man sich später zur Verbannung. Zuerst in einem Teil des Serails, später lies man sie zu den Prinzeninseln zu bringen.

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Heute gibt es fünf bewohnte Prinzeninseln: Büyükada, Heybeliada, Burgazada,Kınalıada sowie Sedefadasi. Allesamt sind sie Teil des Landkreises Adalar und gehören zur Provinz Istanbul. Insgesamt leben etwa 16.000 Menschen hier. Die Zahl der Gäste, die zu einem Tagesausflug – vor allem am Wochenende – oder einem etwas längeren Erholungsaufenthalt kommen liegt deutlich höher. Ich lese von 120.000 Menschen. Neben den Stränden und Pinienwäldern liefert vor allem die Tatsache, dass auf den Inseln Autoverkehr – außer zu dienstlichen Zwecken – verboten ist, einen gewissen Erholungsfaktor.

Die große Prinzeninsel Büyükada

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Büyükada ist mit fast sechs Quadratkilometern Fläche die größte Prinzeninsel und bei meiner Ausflugsplanung vorab stoße ich auf die Tatsache, dass sich die Istanbuler, wohl uneins sind, ob diese oder die etwas kleinere Heybeliada, die schönere Insel sei. Ich kann dir heute nur von Büyükada erzählen und selbst von dort habe ich längst nicht alles gesehen, dazu war mein Aufenthalt einfach zu kurz. Die Prinzeninsel Büyükada ist vor allem dafür bekannt, dass du dort shoppen, im Meer Baden oder einen Ausflug zum Luna Park oder dem oberhalb vom Luna Park gelegenen Kloster machen kannst.

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Als ich Büyükada erreiche habe ich das Gefühl in einem deutschen Freizeitpark gelandet zu sein. Aus dem Fähranleger kommend, stößt du direkt auf Holzhäuser mit Geschäften. Zu Beginn meist Souvenirs und Eisverkäufer, die dir sofort glückselige Entspannung liefern wollen. Eine Fähre hat allerdings den Nachteil, dass sie gleichzeitig hunderte Menschen ausspuckt, auch wenngleich einige Fährmitfahrer glücklicherweise schon auf den vorherigen Prinzeninseln ausgestiegen sind. Kein Wunder, dass der Weg zum Uhrturm – dem Iskele Platz – direkt voll mit Menschen ist. (Das Bild stammt vom Rückweg später am Tag)

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Zu den Ankommenden gesellen sich die Verkäufer, die versuchen, die Menschen in ihre Geschäfte zu locken. Schnell füllen sich die Eisdielen, Waffelstände, Cafés und Restaurants sowie die Fußgängerzone mit freizeithungrigen Ausflüglern. Puuh. Für mich ist so eine Situation erst mal eher unangenehm. Das ist mir einfach zu viel auf einmal. Also entscheide ich mich schnell dagegen die Holzhäuser und das Shoppingviertel der Insel, das links vom Fähranleger liegt, zu erkunden.

Auf zum Kloster und dem heiligen Hügel

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Ich mache mich auf zu einem Klosterausflug. Das griechisch-orthodoxe Kloster des heiligen Georg der Prinzeninsel Büyükada ist zwar als wenig hübsch angepriesen, aber die Aussicht von dort oben soll sich lohnen. Also mache ich mich auf zum Fayton Stand, dem Abfahrtsort der Pferdekutschen. Doch als ich die Kutschen anfahren sehe, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Ich beschließe mich erst mal zu Fuß auf zu machen und vielleicht zu versuchen, eine Kutsche anzuhalten. Als nächstes komme ich im Ort noch an einigen Geschäften vorbei die Fahrräder ausleihen. Auch eine Ausflugsmöglichkeit. Aber ehrlich gesagt laufe ich lieber, als Rad zu fahren. Also los.

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Davon, dass der Weg das Ziel ist, kann bei dem Ausflug aber leider nicht immer die Rede sein. Im Reiseführer wird angepriesen, dass es auf dem Weg zum Kloster viele schöne Holzhäuser und Gärten zu sehen gibt. Doch oft verdecken große Gatter die Sicht und die breite Straße, die zum Park Richtung Kloster führt, wird von unzähligen Kutschen befahren, die sehr eng an den Fußgängern vorbei ziehen und sich dann gerne noch gegenseitig überholen. Als eine Kutsche mit humpelndem Pferd an mir vorbei zieht, bin ich auch ganz froh, mich gegen eine Fahrt entschieden zu haben. Irgendwie tun mir die Pferde Leid, die abgemagert aussehen und bei der Hitze ständig hoch und wieder runter getrieben werden, um Touristen zu kutschieren. Ich kenne mich aber auch nicht so gut mit Pferden aus. Vielleicht ist meine Tierliebe auch übertrieben.

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Tipp: Auf dem Weg beobachte ich auch einige Radfahrer, die versuchen vom Fahrrad gesprungene Ketten zu reparieren. Solltest du dir also ein Fahrrad zur Inselerkundung leihen, schau dir seinen Zustand genau an und fahr vorsichtig.

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Wer sich gegen eine Kutschfahrt entscheidet, sollte Wissen, dass es bis zum Kloster etwa eineinhalb Stunden meist bergauf geht. Der Weg ist etwa sechs Kilometer lang. Zieht sich aber wegen der Steigung und der ständigen Stopps, um nicht mit einer Kutsche zu touchieren, in die Länge. In meinem Reiseführer war von einer Stunde die Rede. Das schaffe ich gerade so auf dem Rückweg, wo es meist bergab geht.

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Möchtest du ebenfalls zu Fuß gehen, dann gehst du von der Fähre geradeaus bis zum Uhrturm. Dort geht es dann rechts die 23 Nisan Caddesi hoch. Hier hältst du dich rechts bis zur Cankaya Caddesi, dieser folgst du immer weiter. Du kannst den Weg auch nicht verfehlen, weil er wie gesagt ständig von Kutschen befahren wird. Kommt länger keine Kutsche mehr, dann bist du falsch.

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Neulich schrieb ich ja noch über meine Gedanken zu meiner Figur – vor allem auf Reisen – von daher sehe ich den Weg als sportliches Workout. Entspannend ist aber anders, da du auf der Straße gehst und die Kutschen ähnlich nervend sein können wie Autos. Schön, aber auch anstrengend wird der Weg, wenn du den Haltepunkt „Luna Park“ erreicht hast. Die Kutschen fahren nur bis hierher. Ab diesem Stopp müssen auch die Kutschfahrer zu Fuß gehen. Im Luna Park gibt es einen großen Spielplatz und ein Restaurant mit Meerblick, der aber nicht so schön ist, wie vom Restaurant beim Kloster. Doch um an das Kloster zu kommen, heißt es etwa 20 Minuten – ich brauchte sogar eher 25 – richtig steil bergauf gehen. Doch wie schon angedeutet ist dieser Weg recht schön. Linker Hand kann man immer wieder einen Blick auf das Meer erhaschen und mit jedem Schritt – auch wenn anstrengend – rückt das Ziel näher.

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Du möchtest nicht zu Fuß gehen? Auf dem Weg nach oben begegnet mir auch ein Eselführer und ein Tourist auf einem Esel. Hier wurde mir übrigens zum ersten Mal klar, warum es störrischer Esel heißt: Der Esel wollte nämlich überhaupt nicht so wie der Tourist oder der Eselführer. Denn während der Esel nach oben laufen sollte, drehte er sich immer um, um den Rückweg anzutreten oder ein bisschen im Gebüsch zu entspannen.

Lokaltipp – das Yücetepe Kir Gazinosu

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Oben – auf 203 Metern Höhe – angekommen bin ich platt, aber glücklich. Nachdem ich meine Wasserflasche geleert habe, gönne ich mir eine Pause im Restaurant Yücetepe Kir Gazinosu. Hier gibt es einige Terrassenplätze. Teils mit Blick auf das Meer, teils mit Blick auf Istanbul (eher die Ausläufer davon). Die Gerichte sind einfach, aber die Köfte (Fleischklopse) haben einen guten Ruf. Also bestelle ich mir diese und bin mit der Wahl auch zufrieden. Yücetepe ist übrigens auch der Name des heiligen Hügels auf dem das Kloster und das Lokal stehen.

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Info: Vier Köfte kosten 15 Türkische Lira (etwa 5 Euro). Die Portion Pommes 7 Türkische Lira (etwa 2,50 Euro) und eine große Wasserflasche 3 Türkische Lira (1 Euro). Für die Aussicht, die das Lokal bietet, finde ich die Preise durchaus angemessen.

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Das St. Georgskloster kostet Eintritt. Daher lasse ich die Besichtigung der Räume aus. Genieße aber vom Hügel noch ein bisschen den Ausblick auf das Meer und die umgebenden Inseln. Außerdem beobachte Touristen und Einheimische, die Bänder an die sogenannten Wunschbäume binden. Das machen vor allem Frauen. Laut meinem Reiseführer stehen die Bänder in den Büschen für Kinder, die sich Frauen wünschen. Woanders lese ich, dass sich jeder Jude oder Christ etwas Wünschen darf, der den Weg nach oben Barfuß und ohne zurück zu blicken, zurücklegt. Da aller guten Dinge drei sind, finde ich auch noch eine weitere Aussage, nämlich, das Wünsche von jenen geäußert werden dürfen, die es schaffen vom Luna Park bis nach oben zum Kloster einen Faden abzuwickeln, ohne ihn zu Zerreisen.

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Schließlich reise ich mich vom Ausblick auf das Meer los und trete den Rückweg zur Fähre an. Jetzt wird es entspannender, weil es mehr bergab geht und man vom Kloster kommend den Blick aufs Meer noch ein bisschen genießen kann. Nur die drängelnden Pferdekutschen ab dem Luna Park bleiben. Aber man gewöhnt sich an sie, wie an die Autos in der Stadt. Trotzdem bin ich müde als ich auf der Fähre ankomme und genieße umso mehr die Anfangs beschriebene Fährfahrt …

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Du möchtest noch mehr über die Prinzeninseln lesen? Dann habe ich noch zwei Linktipps zu anderen Reisebloggerinnen, die ebenfalls schon dort waren.

  • Ellen von Patotra berichtet auf ihrem Blog von einem Tagesausflug inklusive Stopps in Heybeliada sowie Büyaküyada. Dort kannst du auch mehr zur Pferdekutschenfahrt lesen.
  • Von einem Aufenthalt auf Burgazadasi kannst du bei Elke vom Meerblog lesen und dich von den stimmungsvollen Bilder und sanften Geschichten in Urlaubsstimmung versetzen lassen.

Machst du auf deinen Städtetrips Tagesausflüge? Was ist dir dabei wichtig? Warst du schon mal in Istanbul und auf den Prinzeninseln? Wie haben sie dir gefallen? Und was ist dein Tipp für einen Tagesausflug in Istanbul?

6 Kommentare

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  • Danke, liebe Tanja!
    Und wenn ich es das nächste Mal schaffen sollte, nach Büyükada zu kommen, werde ich mich an deinen Restauranttipp erinnern. Sieht toll aus!
    Liebe Grüße vom Meer, Elke

    • Sehr gerne, liebe Elke.

      Lass es dir gut gehen am Meer und berichte falls du es an das Restaurant geschafft hast :-)

      Viele Grüße
      Tanja

  • Schöner Bericht! Mir haben die Prinzeninseln damals auch sehr gut gefallen, einfach ein toller Ausflug von Istanbul aus. Und wenn ich auf einem Boot durch die Gegend schippern kann, bin ich ja eh immer happy ;-) Freu mich schon auf weitere Istanbul-Berichte!

    • Hallo Marion,

      mit dem Boot rumschippern ist wirklich was wunderbares. Hoffe, dass bald mehr kommen. Geschrieben ist leider noch keiner und jetzt steht ja schon wieder Brügge an. Ich müsste weniger reisen und mehr schreiben :-)

      Viele liebe Grüße
      Tanja

  • Also als Pferde-Kennerin kann ich nur sagen: Grausam! Ein Glück bist du da nicht eingestiegen – für mich würde so etwas auch niemals in Frage kommen.
    Dann laufe ich auch lieber die 1,5 Std ;)
    Der Blick vom Restaurant ist wirklich super schön.
    Liebe Grüße
    Sophia

    • Hallo Sophia,

      danke für deinen Kommentar und die Bestätigung. Gerade da ich keine Pferdeexpertin bin freue ich mich jetzt zu lesen, dass ich richtig lag. Auch wenn ich mir für die Tiere gewünscht hätte, dass mein Eindruck ein falscher sei.

      Wahrscheinlich läuft nicht jeder 1,5 Stunden, aber ich bin nicht die Schnellste :-)

      Viele liebe Grüße
      Tanja

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