Serengeti – bist du so unbeschreiblich wie alle sagen?
Der erste Safaritag war so aufregend, dass ich mir schon danach eine Steigerung nicht mehr vorstellen konnte. Dabei hatten wir noch gar keine Katzen gesehen und die sind doch meine Lieblingstiere und das nicht nur, weil ich daheim zwei kleine Stubentiger rumwuseln habe. Und so bin ich sehr gespannt, als wir unser Hotel nach zwei Nächten mit Sack und Pack verlassen, um in die Serengeti zu fahren. Doch zuerst passieren wir das Ngorongoro Park Gate. Dahinter beginnt die Ngorongoro-Schutzfläche, die an die Serengeti-Park Fläche anschließt.
Die Serengeti darf nicht sterben
Wir schauen uns das dortige Besuchszentrum an. Bestaunen die Großaufnahmen, der Tiere, die uns noch erwarten, und deren Namen ich leider teils schon wieder vergessen habe, und sehen ein Model der Parkflächen an, auf dem wir uns unsere kommende Route ausmalen können. Schließlich geht es rein in die Tierschutzwunderwelt. Wir passieren den Park-Gate des Ngorongoro-Krater – von dem ich ein anderes Mal mehr erzähle – und am Kraterrand auf der Straße, die wir befahren, finden wir das Erinnerungsdenkmal an Michael Grzimek. Und da wären wir auch schon bei den Berühmtheiten Tansanias. Der Oscar gekrönte Film „Die Serengeti darf nicht sterben“ machte Tansania und seine Serengeti weltbekannt. Die Geschichte dahinter ist ein wenig tragisch. Michael Grzimek und seinem Vater Bernhard Grzimek gelangen von 1957 bis 1959 erstaunliche Erkenntnisse über die Wanderung der Tiere, diese verhinderten, dass der Nationalpark eingezäunt wurde, und dass die Massai – die in Tansania und Kenia beheimatete Völkergruppe – den östlichen Teil der Serengeti übernahmen. Die Forschungs- und Filmdokumentation endete leider für Michael Grzimek tödlich als er über dem Ngorongoro-Krater abstürzte, weil ein Geier gegen die Tragfläche seines Flugzeugs flog. Sein Vater stellte schließlich den Film und die Forschungsergebnisse zusammen. Ist man in Tansania unterwegs begegnet einem der Namen Grzimek häufiger zum Beispiel fanden wir in einer Raststätte mit Museumsteil in der Serengeti Pappfiguren der Beiden.
Die große Tierwanderung
Doch was ist das besondere an der Serengeti? Hier findet die große Tierwanderung (big migration) statt. Ein Tierkreislauf der nahezu einmalig ist auf der Welt. Hunderttausende Gnus, aber auch Zebras und Gazellen wandern jährlich immer die gleiche Route. Sie überqueren dafür Flüsse mit Krokodilen und setzen sich viele Gefahren aus, die sie nicht torpedieren würden, wenn sie in einem kleineren Gebiet bleiben würden. Sie bewegen sich dazu im Norden Tansanias und im Süden Kenias auf einer fast 3.000 km langen Strecke. Das sie diese Migration unternehmen ist sehr beeindruckend und ein wahres Wunder der Natur. Auch heute ist diese große Tierwanderung wieder gefährdet. Die Regierung Tansanias hätte gerne eine geteerte Straße durch den Serengeti Nationalpark. Man möchte sich damit schneller weiter entwickeln können. Doch diese Straße würde die Tierwanderung stören, wahrscheinlich sogar zerstören. Auf Druck von außen wurde die Straße schließlich ad acta gelegt, aber in einigen Büchern und Online ist nachzulesen, dass es nach wie vor die Befürchtung gibt, dass die Regierung Tansanias dennoch eines Tages die Straße baut. Wer mehr über die big migration erfahren möchte, dem kann ich den Film „Serengeti“ von Reinhard Radke, gesprochen von Hardy Krüger Jr. sehr ans Herz legen. Für mich war dieser Film eine tolle Reisevorbereitung. Nach dem Film freute ich mich noch viel mehr auf dieses tolle Reiseziel.
Giraffen und Zebras verkürzen die Anfahrt
Zurück zu unserer Fahrt in die Serengeti. Die Strecke geht ausschließlich über Feldwege. Es rumpelt und ruckelt, obwohl wir ein Allradfahrzeug haben. Nicht auszudenken, wie diese Fahrt mit meinem heimischen Kleinwagen wäre. Ein bisschen Entspannung gibt es bei zwei Fahrtunterbrechungen: Auf dem Weg begegnen wir einer tollen Zebra- und einer Giraffenherde. Für die Giraffen dürfen wir sogar aussteigen, da sie noch ein bisschen entfernt sind und wir sie von einer kleinen Erhöhung besser sehen können. Nach drei oder vier Stunden sind wir da – im Serengeti Park. Das Tor steht ein bisschen lieblos da. Doch kurz danach sehen wir die erste kleine Gnu-Herde die Straße passieren. Wir sind so aufgeregt, werden wir die große Migration sehen?
Nach einer halben Stunde erreichen wir unseren Lunchbreak. Die Pausenfläche mit Aussicht auf das Gelände lässt uns dann richtig begreifen, dass wir in einem der größten und bekanntesten Nationalparks angekommen sind. Unsere Pirschfahrt kann losgehen. Leider warnen unser Fahrer und Tourguide vor, dass wir nicht besten Aussichten auf Katzen haben, da sich ein Gewitter anbahnt und die Leoparden dann die Bäume verlassen. Schade. Aber wir haben ja einen Nachmittag, einen vollen Tag und den Abfahrtsmorgen für Tierbeobachtungen in der Serengeti. Tatsächlich ist unsere erste Leopardenbegegnung dann auch schneller vorbei, als sie angefangen hat, denn kaum haben wir den Leoparden gesichtet, macht er sich auf seinen Baum zu verlassen. Da hatten die 20 anderen Safari-Fahrzeuge, die vor uns da waren, mehr Glück. Aber immerhin haben wir einen weiteren Kandidaten der Big Five gesichtet.
Die Löwen – das Ereignis des ersten Tages
Und während wir über leere Grasflächen fahren und unser Fahrer versucht den Wackelkontakt des doch schon betagten Allradfahrzeugs in den Griff zu bekommen, können wir es kaum erwarten, weitere Tiere zu sichten. Die Dichte ist leider nicht so hoch, wie noch im Tarangire Park. Wir sehen keine Zebras, keine Gnus, keine Warzenschweine und keine Giraffen. Dafür hält dieser Nachmittag eine ganz besondere Begegnung bereit: Die Löwengruppe auf den Felsen. Zuerst fahren wir gemächlich Ausschau haltend auf einer Grasfläche, dann gibt unser Fahrer Gas.
Was ist los? Und ehe wir begreifen wie uns geschieht sehen wir sie – die Löwendamen und ihr größerer Nachwuchs, allesamt die Mittagsruhe auf einem Fels genießen. Das Dach unseres Fahrzeugs ist offen. Wir sind fast auf Augenhöhe mit diesen majestätischen Tieren, die sich nicht so recht für uns und die anderen Safari-Fahrzeuge interessieren. Es wird gegähnt, geschleckt oder einfach geschlafen. Wir fahren um den Felsen und dürfen dem schon größeren Nachwuchs beim Toben und Spielen mit der Mama zu schauen. Gott ist das süß!
Erleben wir einen Beutezug?
Dann plötzlich kommt Bewegung in die Truppe. Drei Löwen springen von den Felsen herab. Was tun sie? Einer verrichtet frech sein Geschäft vor einem anderen Safari-Fahrzeug, zwei weitere schlagen sich ins Feld. Dann sehen wir sie – die mögliche Beute. Drei Zebras kommen tänzelnd angehüpft und passieren in etwa 400 Meter Entfernung die Löwen. Wie im Tierdokumentationsfilm gehen die Löwen in Stellung. Aus unterschiedlichen Ecken schleichen sie sich näher an die Beute heran. Dann verharren sie und gehen auf Beobachtungsmodus. Wir blicken hinter uns auf die Felsen und fragen uns: wie viele Touristen wohl Löwen zum Opfern gefallen sind, die in Safari Fahrzeuge gesprungen sind. Theoretisch sind wir doch so etwas wie Büchsennahrung. Und vom Felsen wären wir in einem lächerlichen Katzensprung erreichbar. Zum Glück geht der Beuteblick über uns hinweg Richtung Feld und Zebras. Mit mir passiert etwas, das ich nie erwartet hätte. Leise rufe ich: „Komm Löwe, hol dir das Zebra.“ Ich weiß nicht wie viele Tierdokumentationen ich im Vorfeld gesehen habe und wie oft ich um die armen Beutetiere getrauert habe und dann überkommt mich in der Realität tatsächlich der Wunsch, dass die Löwinnen vor meinen Augen Beute reißen. Ich bin immer noch entsetzt. Doch die Zebras haben Glück. Wohl noch immer nichts ahnend, entfernen sie sich immer weiter, bis sie schließlich außerhalb der Reichweite der Löwen sind. Die haben wohl auch schon das Interesse verloren und schlummern teils im Gras oder kommen zurück auf ihr Felsplateau.
Glücklich, wenn auch ohne dramatische Jagdszene, verlassen wir die Löwen wieder. Allzu viele weitere Tiere sehen wir an diesem Tag nicht. Wir passieren vor allem noch Vögel, Strauße zum Beispiel. Ich mag Vögel allerdings nicht so richtig. Höchstens die kleinen blauen, aber die scheinen mehr so etwas wie Spatzen bei uns zu sein. Und so fahren wir bei den Vögeln schnell weiter und freuen uns schon auf den zweiten Tag in der unglaublichen Serengeti.
Welches sind eigentlich deine Lieblingstiere der Wildnis Afrikas? Ich liebe ja Katzen, wobei ich eigentlich bei jedem Tier auf vier Pfoten begeistert war. Einfach weil die Tiere in der freien Natur noch viel schöner sind, als im Zoo oder in jeder Fernsehdokumentation. Stimmt doch, oder?
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Wow! Das sieht ja nach einem besonderen Abenteuer aus! Ja, mir haben’s auch die „Kätzchen“ angetan. Bei den Löwen finde ich die Großaufnahme, aber auch das Bild mit den „hüpfenden Hinterteilen“ besonders interessant. :-)
Herrlich – die „hüpfenden Hinterteile“. Ich mag die kleinen Löwen so gern und wie sie erhaben in die Ferne starren. Die Safari war so ein Erlebnis, dass es mir manchmal schwer fällt, das in Worte zu fassen. :-)
Löwen sind auch immer wieder ein Highlight, aber ich liebe Oryxe . Ich finde diese Antilopen einfach so wunderschön. Genau wie Kudus. Und seit Afrika kann ich mich auch für Vögel begeistern. Vorher fand ich die eher langweilig :D
Super schöne Fotos übrigens :) Die gefallen mir richtig gut!
Hallo Lynn,
echt du magst Vögel? Hach, so weit ist es bei mir leider selbst da nicht gekommen. Wobei die kleinen blauen waren schon sehr süß!
Danke für das Kompliment.
Liebe Grüße
Tanja
Oh wie schön, noch jemand, die Vögel mag! Ich fand jeden einzelnen der 50 verschiedenen Vögel, die wir in Südafrika gesehen haben, toll.
[…] würde unbedingt eine Safari mit einem Strandaufenthalt kombinieren. Besonders bekannt ist die Serengeti. Hier spielt sich das Wunder der großen Migration ab. Im Rahmen dieser wandern die Tiere in Herden […]
[…] Verhängnis. Tierherden von Zebras, Elefanten und Antilopen schlichen sich in mein Herz. Ebenso wie treu schauende Löwen, ein verwackeltes Nashorn und eine faszinierende Weite einer Landschaft, die ich so noch nicht […]
Guter Artikel und wunderschöne Aufnahmen. Ich habe viel über Tierwanderungen gelesen und viele Dokumente gesehen und möchte es auch endlich mal live erleben.
Hallo Ayna,
danke. Es ist so schön, die Tiere in ihrer Wildbahn zu sehen, wobei wir ja so richtig die große Wanderung auch nicht gesehen haben, gerade wenn die Tiere die großen Flüsse überqueren muss das mega spannend sein.
Liebe Grüße
Tanja