Island im Winter: Gletscherwander-Abenteuer auf dem Eis

island im Winter Gletscher Myrdalsjökull

Island und mich verbindet eigentlich keine heiße Liebe. Bei meinem ersten Besuch hat mich das Land einfach nicht vom Hocker gerissen. Gleichzeitig ist es das Land von dem ich mir sicher bin, dass ich noch nicht soweit war für den Besuch. Denn egal welche Berichte ich lese und welche Bilder ich davon sehe, denke ich mir doch immer: was ein Reisetraum. Deshalb möchte ich dem Land auch eines Tages eine zweite Chance geben. Annika Senger von Kroatien Liebe war im Winter in Island. Sie erzählt jetzt in einem Gastbeitrag von ihren Entdeckungen …:

„Dass ich in Island im Winter an einer Gletscherwanderung teilnehme, ist ein großer Zufall und eigentlich für meinen winterlichen Kurztrip vom 17. bis zum 21. Januar 2016 gar nicht vorgesehen. Da die Blaue Lagune aber zur Zeit meines Aufenthalts geschlossen ist, muss ich meine Pläne ändern. Was tun mit dem nun freien Zeitfenster?

Ich buche noch von zu Hause online bei dem lokalen Reiseveranstalter Extreme Iceland eine Tagestour in den Südwesten von Island. Die Tour ist kostspielig wie alles auf dieser Insel: Für 19.900 isländische Kronen (umgerechnet rund 140 Euro) bin ich dabei, doch es lohnt sich.

Island im Winter: Minibus-Tour mit internationaler Kleingruppe

Der Ausflug „Sensationelles Island – Gletscher, Wasserfälle & Schwarzer Strand“ wird ganzjährig durchgeführt. Von meiner Tour im Winter erzähle ich dir jetzt.

island im Winter Gletscher Myrdalsjökull

Am Morgen des 20. Januar holt mich der deutsche Reiseführer Björn mit einem Kleinbus direkt am Hotel ab. Björn kommt ursprünglich aus dem Umland von Berlin, ist vor acht Jahren nach Island ausgewandert und spricht perfekt Isländisch. Zumindest klingt es für meine Ohren so. Während der Tour kommuniziert er auf Englisch.

Wir klappern in Reykjavik noch ein paar Hotels ab und gabeln die restlichen Teilnehmer auf: ein internationales Grüppchen mit Leuten aus Polen, Finnland, Schweden, Honduras und den USA. Ach ja und mich – aktuell aus Berlin kommend – natürlich.

Bevor wir Reykjavik verlassen, müssen wir erst einmal die ausgeliehenen Wanderschuhe anprobieren. Im Bus wird mir klar, dass auch meine eigenen geeignet gewesen wären. Allerdings wandere ich sonst eher in südlichen Gefilden und wusste nicht, ob sie mich auch über einen Gletscher tragen würden. Wieder etwas gelernt.

Island im Winter: Ausflugsverpflegung schwierig für Vegetarier

Wir fahren ungefähr eine Stunde Richtung Süden und legen Rast ein, um Proviant einzukaufen. Außerhalb der isländischen Hauptstadt Reykjavik bemerke ich schnell, dass es für mich als Vegetarierin nicht gerade leicht ist, passende Verpflegung zu finden. Die Sandwiches und Wraps sind alle mit Fleisch oder Fisch gefüllt. Zu meinem Glück habe ich mir im Hotel heimlich Käse-Baguettes geschmiert, so dass ich mit einer Banane, einem Stück Fettgebäck und dem typisch isländischen Joghurt Syr den Tag bestreiten kann. Man sollte nämlich auf jeden Fall gestärkt zu einer Gletscherwanderung aufbrechen.

Island im Winter: Beeindruckender Skogafoss Wasserfall

island im Winter Wasserfall Skogarfoss

Ehe wir die Eiszunge am Gletscher ansteuern, legen wir einen kurzen Stopp unterhalb des Vulkans Eyjafjallajökull ein. Er hatte 2010 mit seinem Ausbruch weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Bei unserer Ankunft ist es aber zu diesig, um viel von ihm zu sehen. Ich mache trotzdem ein paar hübsche Landschaftsfotos und stelle dann fest, dass der Skogafoss Wasserfall noch viel beeindruckender ist. Es hätte mich nicht gewundert, wenn mir ein paar Hobbits oder Trolle ins Bild gesprungen wären.

Island im Winter: Sicher ausgestattet aufs Eis

Zum Myrdalsjökull dauert die Reise noch ungefähr zehn bis 15 Minuten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat Björn uns alle mit Helmen, Steigeisen für die Schuhe und Eispickeln ausgestattet. Zur Eiszunge, die schon von weitem in Hellblau-Weiß-Nuancen strahlt und zu spektakulären Fotomotiven einlädt, laufen wir eine Viertelstunde – ohne Spikes unter den Wanderschuhen.

Dies ist für mich der schwierigste Part der Gletscherwanderung. Der Weg führt teilweise über spiegelglatte Eispfützen mit akuter Rutschgefahr und ich habe Angst um meine nagelneue Spiegelreflexkamera. Björn bekommt das mit und hält mich für einen Angsthasen. Während der Wanderung verdonnert er mich deshalb, die ganze Zeit direkt hinter ihm zu gehen.

Island im Winter: Hellblaue Eismassen und Gletscherhöhlen

island im Winter Gletscher Myrdalsjökull

Am Fuße der Eiszunge gibt Björn uns detaillierte Sicherheitshinweise. Er erklärt uns, wie man die Steigeisen unter die Schuhe schnürt und dass die Eisaxt in der Hand als Stütze diene, sollte man auf dem Gletscher ausrutschen. Das ist glücklicherweise bei keinem der Teilnehmer der Fall. Mit den Spikes haben wir sofort festen Halt unter den Sohlen und meine anfängliche Anspannung fällt nach den ersten 100 Metern auf dem Gletscher von mir ab.

Wir wandern auf einem ausgetretenen Pfad, den schon andere Gruppen mit etwas Abstand vor uns beschritten hatten. Eine Weile geht es bergauf, hin und wieder legen wir Foto-Pausen ein und Björn erklärt, dass physikalische Prozesse für die Blaufärbung im Eis verantwortlich wären.

Wir schlagen mit dem Pickel auf das Eis ein und stellen fest, wie hart es ist. Ich bin übrigens zu schwach auf der Brust, um die Axt richtig tief hinein zu rammen.

Vor jeder Gletscherspalte warnt unser Guide uns rechtzeitig und in den beiden angesteuerten Eishöhlen tobe ich mich mit meiner Kamera richtig aus. Wieder wird mir klar: Der Natur ist doch der größte Künstler von allen.

island im Winter Gletscher Myrdalsjökull

Die Schnuppertour über den Gletscher nimmt eine bis anderthalb Stunden in Anspruch. Mit meinem Fotoapparat gelingt es mir zu meinem Bedauern nur schwer, die unendlich wirkenden Weiten der Eislandschaft um mich herum gebührend einzufangen. Ein anderer Teilnehmer hat eine Drohne mit integrierter Kamera dabei und filmt den Gletscher im Flug – vielleicht entdecke ich das Video ja irgendwann auf YouTube.

Island im Winter: Schwarzer Strand und Seljalandsfoss Wasserfall

Auf dem Rückweg zum Minibus behalte ich die Spikes an und meistere so auch die Eispfützen ohne Schlitterpartie. Bei fast völliger Dunkelheit machen wir nach der Gletscherwanderung einen Abstecher zum Schwarzen Strand, wo der Atlantik mit all seiner Wucht gegen die Felsen peitscht und die Wellen kontinuierlich weiter Richtung Ufer prescht.

island im Winter Wasserfall Selfoss

Der eiskalte Sturm ist wohl typisch für Island im Winter, ist aber gleichzeitig nicht lange auszuhalten. Ich genieße kurz den mystisch herben Anblick und rette mich schnell vor dem Wetter ins Café. Später am beleuchteten Seljalandsfoss Wasserfall hat sich der Wind beruhigt. Am Nachthimmel zeigen sich sogar ein paar grüne Nordlichter. Ich halte den Anblick mit meiner Kamera fest, bevor ich am nächsten Morgen Abschied von meiner winterlichen Islandreise nehmen muss.“

Danke Annika fürs mitnehmen auf diesen Tagesausflug! Über die Autorin: Annika Senger liebt Reisen und betreibt das Reise- und Kultur-Portal Kroatien-Liebe, wo sie unter anderem über ihre Reise-Erlebnisse in Kroatien schreibt. Sie ist außerdem eine leidenschaftliche Landschaftsfotografin.

Warst du schon mal in Island im Winter? Was für Ausflüge hast du gemacht? Was kannst du empfehlen? Mich würde die hier beschriebene Tour sehr reizen, dich auch?

8 Kommentare

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  • Hallo Tanja,
    ich war im September in Island und es war einfach traumhaft. Dieses Land, die raue Natur, die Unberührtheit und diese Weiten. Man kann das Ganze nicht wirklich in Worte fassen.
    Der Herbst war besonders schön in Island, aber auf jeden Fall möchte ich nochmals im Winter kommen. Es ist bestimmt einzigartig die eingefrorenen Wasserfälle, die Nordlichter, die Gletscherhöhlen, etc. zu erleben.
    Lg Doris

    • Hallo Dori,

      eingefrorene Wasserfälle müssen spekaktulär aussehen. Eine ganz eigene Art von Kunst. Schön, dass es dir da so gut gefallen hat. Ich bedauer echt sehr, dass damals wohl der falsche Zeitpunkt war, als ich es erlebte …

      Alles Liebe
      Tanja

  • Hallo Tanja,
    Ich möchte nächstes Jahr ein Stepin – Work and Travel-Progamm machen.
    Ich war mir lange Zeit nicht sicher, wohin … ich hatte, einfach Fernweh.

    Ich weiß nicht, warum aber Island ist, total an mir vorbei gegangen. Jetzt wo ich die wundervollen Bilder sehe, bin ich allerdings ernsthaft am Überlegen, ob ich Island zu meinem Reiseziel mache! Ich wusste gar nicht, wie toll die Landschaft aussieht!

    Danke für die ausführlichen Berichte und Bilder! Von Reisenden erhält man immer die besten Eindrücke!

    LG Lisa

    • Hallo Lisa,

      freut mich, wenn du hier Inspiration findest. Ich bin gespannt, wo es dich hinverschlägt, berichte hier doch mal, wenn es Island wurde.

      Liebe Grüße
      Tanja

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